Warum Selbstfürsorge kein Egoismus ist – und dich langfristig stärkt
Solche Gedanken hören sich für viele vertraut an – besonders für Menschen, die sich stark für andere verantwortlich fühlen: in der Familie, im Beruf, in Beziehungen. Dabei ist eines klar: Selbstfürsorge wird oft missverstanden – als Egoismus, Rückzug oder Schwäche. Doch in Wahrheit ist sie ein wesentlicher Schlüssel zu psychischer Gesundheit, Beziehungsfähigkeit und langfristiger Lebenszufriedenheit.
Was ist Selbstfürsorge eigentlich – und warum ist sie alles andere als egoistisch?
Was bedeutet Selbstfürsorge?
Selbstfürsorge umfasst alle Handlungen, mit denen wir achtsam und verantwortungsvoll für unser eigenes körperliches, emotionales und mentales Wohlbefinden sorgen. Sie reicht vom einfachen „Ich gehe heute früher schlafen“ bis hin zu tiefgreifenden Entscheidungen wie „Ich setze hier eine Grenze“ oder „Ich nehme mir Hilfe“.
Viele Menschen wachsen mit dem Gefühl auf, sich in erster Linie um andere kümmern zu müssen. Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und ständige Verfügbarkeit werden früh als „richtig“ und „liebenswert“ vermittelt. Eigene Bedürfnisse dagegen lernen viele zurückzustellen, oft so sehr, dass sie diese gar nicht mehr wahrnehmen oder darüber reflektieren.
Der Wunsch nach Ruhe, Zeit für sich oder einfach einem klaren „Nein“ wird dann schnell von einem inneren Unbehagen begleitet: „Darf ich das überhaupt?“ oder „Bin ich dann egoistisch?“ Häufig melden sich sofort alte Denkmuster und Grundannahmen „Ich bin faul.“ – „Ich habe keine Zeit für sowas.“ – „Andere brauchen mich.“

Diese Annahmen sind meist nicht bewusst gewählt, sondern geprägt von früheren Erfahrungen und Erwartungen – aus Familie, Gesellschaft oder alten Rollenbildern. Sie haben vielleicht einmal geholfen, dazuzugehören oder Erwartungen zu erfüllen. Doch heute stehen sie dem oft im Weg, gut für sich selbst zu sorgen.
Selbstfürsorge bedeutet nicht, andere im Stich zu lassen. Sie bedeutet, sich selbst nicht zu verlieren. Wer lernt, auf sich zu achten – auch dann, wenn es sich im ersten Moment ungewohnt oder „falsch“ anfühlt – beginnt oft zum ersten Mal, echte innere Klarheit zu entwickeln.
Der Unterschied zwischen Egoismus und Selbstfürsorge
Egoismus meint: Ich nehme mir etwas – und zwar auf Kosten anderer. Egoistische Menschen denken ausschließlich an ihre eigenen Interessen, ohne Rücksicht, Empathie oder Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld.
Selbstfürsorge hingegen heißt: Ich achte auf meine Bedürfnisse – damit ich gesund, präsent und handlungsfähig bleibe. Sie ist langfristig sogar ein Geschenk an andere. Denn nur wer gut für sich sorgt, kann auf gesunde Weise für andere da sein.
Kurz gesagt: Selbstfürsorge schafft Raum – Egoismus nimmt ihn.
Was passiert, wenn wir uns selbst vernachlässigen?
Die Folgen von dauerhafter Selbstvernachlässigung sind oft schleichend – aber tiefgreifend:






Wer ständig gegen sich selbst lebt, verliert irgendwann den Zugang zu den eigenen Grenzen.
Selbstfürsorge in der Beziehung: Ein Akt der Verantwortung
In der Paartherapie begegnet mir oft ein scheinbares Dilemma: „Wenn ich mehr auf mich achte, fühlt sich mein Partner zurückgewiesen.“ Oder: „Ich habe Angst, dass das zwischen uns etwas kaputt macht.“
Tatsächlich aber ist es oft umgekehrt. Wenn einer oder beide Partner sich selbst übergehen und eigene Bedürfnisse nicht wahrnehmen oder reflektieren, entsteht ein Ungleichgewicht.
So gelingt Selbstfürsorge im Alltag:
Frage dich regelmäßig:
Wie geht es mir gerade – wirklich?
Emotionale Hygiene beginnt mit ehrlicher Selbstwahrnehmung.
Übe dich im bewussten „Nein“-Sagen:
Nicht aus Trotz, sondern aus Klarheit.
Plane Pausen ein – und verteidige sie:
Ruhe ist kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis.
Bewege dich, iss gut, schlafe ausreichend:
Auch einfache körperliche Selbstfürsorge ist emotional wirksam.
Erkenne deine inneren Antreiber:
Wer sagt dir, dass du „immer stark“, „perfekt“ oder „für alle da“ sein musst?
Und willst du dem folgen?
Schaffe dir kleine Rituale nur für dich:
Ob eine Tasse Tee in Stille, ein kurzer Spaziergang ohne Handy oder fünf Minuten Tagebuch
– regelmäßige Mini-Momente helfen dir, dich mit dir selbst zu verbinden.
Sich selbst gut behandeln ist kein Ego-Trip. Es ist eine Haltung, die sagt:
„Ich bin es wert, gut behandelt zu werden – auch von mir selbst.“
Es ist der Anfang jeder gesunden Beziehung – zu uns selbst und zu anderen.
Also: Sorge gut für dich. Nicht, obwohl du andere liebst – sondern weil du es tust.

Bereit für einen neuen Blick auf dich selbst?
Wenn du merkst, dass sich deine Gedanken im Kreis drehen, du nicht mehr richtig zur Ruhe kommst oder dich einfach nur ausgelaugt fühlst – dann darfst du dir Unterstützung holen.
In der psychologischen Einzelberatung schaffen wir gemeinsam einen Raum, in dem du deine Gedanken sortieren, alte Muster hinterfragen und neue Klarheit finden kannst – in deinem Tempo, ohne Druck.
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Wenn du magst, vereinbare gerne ein unverbindliches Erstgespräch. So finden wir heraus, ob und wie ich dich begleiten kann.